Eckpfeiler des Lebens
Es war ein würdevoller, wehmütiger Abschied von einem der letzten Saderlacher Kämpfer.
Er blieb lange zögernd stehen, waltete seiner Aufgaben eher leise, ohne großes Aufsehen, wirkte eher im
Hintergrund einfach durch sein Dasein. Ich nenne sie die Duchhaltegeneration, denn ohne ihr betuliches Wirken an
den deutschen Geburtsorten, wäre für die Zurückgebliebenen das Leben schier unerträglich geworden. Ja die
Jungen stürmten im Glauben an ihre Fähigkeiten davon, verließen die angestammte Heimat ohne Zögern, blickten
nur in die Zukunft.
Franz Eisele blieb im Herzen stets Saderlacher, denn in diesem seltsamen alemannischen Dorf wurde er am 8.
Oktober 1931 geboren, ging dort zur Schule und Arbeit, auch wenn er am 28. September 2023 in Erlangen als
später Heimkehrer starb. Saderlach hatte sein Leben geprägt, die Kindheit in dem völkischen Erwachen, die bitteren
Kriegsjahre mit dem Fortzug der Jungen und Männer, die nachfolgende Verschleppung der noch verbliebenen
arbeitsfähigen Frauen und Männer. Allein schon die Aufzählung der Ereignisse verweist auf eine stetige
frühkindliche Prägung. Doch was darauf folgte war erst recht ein Alptraum: Die völlige Enteignung der Deutschen
und der Schock mit dem Einzug rumänischer Neukolonisten in die Häuser der Altbevölkerung. Jetzt musste er
seinen eigenen Weg finden, er ging in die Landwirtschaft, verließ nicht das Dorf sondern wurde Brigadier in der
LPG (Landwirtschaftliche Genossenschaft) in Saderlach, wurde später zootechnischer Leiter. Im Rückblick fragt
man sich, was wäre aus den Kollektiven geworden ohne die deutschen „Brigadiere“ wie Franz, Andreas Burger und
Franz Steinkampf um nur einige zu nennen. Es sind Menschen die allein dadurch dass sie Ansprechpartner blieben,
durch ihre Existenz das Lebensgefühl der Restbevölkerung noch halbwegs erhielten. Ja sie blieben als Stützen und
Beschützer, das war Franz aus tiefster Seele.
Doch auch Franz Eisele konnte den Lauf der Geschichte nicht aufhalten, auch er folgte in den achtziger Jahren
dem kollektiven Rückwanderungszug. Sie landeten in Bietigheim wo er sich mit dem Weinberg des Sohnes
Matthias austoben konnte. Als Katharina und Matthias nach Konstanz zur Tochter zogen, kümmerten sich Tochter
Renate und Schwiegersohn Detlef Kraska um die alten Eltern in Erlangen, ein erneuter Umzug. Leider starb seine
Ehefrau Maria schon 2016, Franz blieb stehen und werkelte weiter an den Saderlacher Archivierungs- und
Datensammlungen.
Als einer der wenigen aktiven Mitarbeitern, wären unsere Abschlußarbeiten am Sippenbuch nicht zu bewältigen
gewesen. Er wurde meine letzte Hoffnung und Stütze bei der Zusammenführung der Daten. Ein sicherer
Gewährsmann, verlässlich und treu, so hab ich Ihn stets erlebt. Auch wenn sein großes Wissen manchmal
überbordend strömte und er schon mal rechthaberisch stur sein konnte.
Ja er war ein echter Hotzenwälder, stur und bockig – so wie es sich gehört! Doch wir sind gemeinsam ans Ziel
gekommen. Wir haben die Vor-Arbeiten Lehrer Kleemanns aufgesaugt (1737-1851), die kollektiv gesammelten
Daten der HOG von oben nach unten (2000-1900) mit den endlich erhaltenen Bögen das 19. Jahrhunderts
zusammengeführt. Franz Eisele hat allein 3.800 Familien handschriftlich erfasst, und zum Glück kam uns seine
Tochter Renate und Schwiegersohn Detlef Kraska mit dem CP-Programm zu Hilfe. Franz hatte ja noch mit dem
Bleistift gearbeitet, so wie „mier scho aibil daheim g`arbeitet henn, no weiß mer was mer hett!“.
Mit großer Anteilnahme verabschiedeten sich, neben der Familie und den Angehörigen. auch die Vertreter der
HOG Saderlach von Landsmann Franz Eisele, vertreten durch den Vorsitzenden Franz Winterhalter und mehrere
Vorstandsmitglieder. Ich habe einige dankbare Worte zum Abschied gesagt und seine Verdienste gewürdigt. Im
Jahre 2005 und 2012 wurde er mit Ehrenbriefen der Banater Landsmannschaft geehrt. Franz Eiseles Namen wird in
der Geschichte Saderlachs unvergessen bleiben, er steht für immer als Mitautor auf dem Deckblatt unseres
Sippenbuches.
Unsere dankbaren Gefühle leben mit uns weiter, bis auch wir verlöschen werden. Der Herrgott möge Ihn in sein
Reich aufnehmen. Seine suchende Seele hat ihren verdienten Frieden gefunden.
Johann Burger, Ehrenvorsitzender
Ahnenforscher und Ersteller der Familienlisten - Mitautor des Saderlacher
Sippenbuchs 2012 - Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben 2005
Dieser Artikel erschien in der Banater Post
Nachruf Franz Eisele
Nachruf Franz Eisele (265 / 390)
07.10.1931 - 28.09.2023